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Förderschule in ChinnaFörderschule in ChinnaFörderschule in ChinnaFörderschule in Chinna
 

FÖRDERSCHULE IN CHINNA / PERIYAMUDALIYARCHAVADI / TAMIL NADU - SÜD-INDIEN

Das sog. »Prana-Projekt« verfolgt eine klare Strategie: kein Heranzüchten von Bettlern und Bittstellern, keine Abhängigkeiten. Über geeignete Schul- und Medizinprogramme werden Keimzellen gebildet, aus denen heraus sich die Menschen selbst neue Lebensperspektiven eröffnen können.

Eigenständigkeit war für die Berufsgruppe der Fischer in Südindien schon immer ein hohes Gut. Sie wollen von nichts und niemandem abhängig sein als vom Meer allein. In Chinna / Periyamudaliyarchavadi leben aber auch die sog. Dalit, die »Unterdrückten«. Sie lebten immer schon in einer aussichtslosen Armut.

Der Tsunami hat die Fischer auf einen Schlag in Not und Elend gestoßen. Ein den Dalit wohl vertrauter Zustand. Die Dalit haben nun gesehen, wie die Fischer alles daran gesetzt und was sie unternommen haben bzw. immer noch unternehmen, um diesem Zustand wieder zu entkommen. Der Gedanke von Unabhängigkeit ist für die sog. »Unterdrückten« nicht mehr ein Wert, den nur die anderen, wie etwa die Fischer, verwirklichen können, während sie selbst in ihrer Schicksalsergebenheit verharren müssen.

Durch die Etablierung einer Förderschule tun sich auch für die Dalit neue Chancen auf. Während die Fischer eine Möglichkeit sehen, langfristig den Wert der Unabhängigkeit zu bewahren und zu sichern, ja künftig sogar sich von den Launen des Meeres unabhängiger zu machen, ist der Gedanke, sich selbst aus den Fängen von Unterdrückung und Taglöhnerei befreien zu können, für die Dalit neu. Neu deshalb, weil sie in unserem Schulprojekt zum ersten Mal reelle Chancen sehen.

Die Fischer und Dalit von Chinna / Periyamudaliyarchavadi selbst wünschen für ihre Kinder künftig bessere Ausbildungsmöglichkeiten. Gute außerschulische Förderung ist in Indien etwas für Reiche. Die in der Regel des Lesens und Schreibens nicht mächtigen Fischer- und Dalit-Eltern können ihre Kinder schulisch nicht unterstützen.

Das sog. »Prana-Projekt zur interkulturellen Verständigung« hat eine Förderungsgruppe für Fischer- und Dalit-Kinder eingerichtet. (Prana heißt übrigens auf Sanskrit »der lebensspendende Atem«).

Diese Förderungseinrichtung besuchen derzeit 50 Kinder aus den ersten beiden Klassen. Ab Juli 2006 wird eine neue erste Klasse aufgenommen, so dass es dann 75 Kinder sein werden. Die Kinder kommen aus zwei miteinander verfeindeten Dorfteilen: Zum einen sind dies die Fischerkinder und zum anderen die Kinder aus dem benachbarten Dalit-Slum. Dalit sind die sog. »Paria«, die Unberührbaren, die Kastenlosen, diejenigen, die Gandhi »Harijan«, Kinder Gottes, genannt hat. Indem die Kinder miteinander spielen, werden die Unberührbaren berührbar, lange etablierte Feindschaften zwischen den Eltern werden nicht an die Kinder weitergegeben. Überdies sind Kinder von drei Religionsgemeinschaften in der Fördergruppe: Hindu, Moslems, Christen. So ist die Fördergruppe nicht nur kasten-, sondern auch religionsübergreifend gestaltet.

Unsere Ziele:

- friedensstiftend zu wirken

- sozial benachteiligte Kinder zu fördern

- behinderte Kinder zu integrieren

- kasten- und religionsübergreifend zu wirken

- in besonderem Maße sportliche und musische Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten

- sprachliche Kompetenzen zu vermitteln (z.B. auch in Englisch)

- jedem einzelnen Kind bessere Lebenschancen zu bieten.

Der Ablauf:

- die Förderung findet nach der Regelschulzeit, von 16.00 -18.30 Uhr statt.

- jedes Kind trägt während des Unterrichts saubere Kleidung, die von uns gestellt wird (die Kinder unterscheiden sich nicht mehr durch ihre den sozialen Status anzeigende Kleidung – z.B. blaue Uniformen für die Dalit und rote Uniformen für die Fischerkinder)

- jedes Kind bekommt zwei Mahlzeiten: einen Imbiss (Milch, Obst und Brot) nach dem Eintreffen und eine warme, gekochte Mahlzeit (Reis mit Gemüse, Joghurt, Eier) vor dem Nachhausegehen. Das Essen wird in einer Kooperative besorgt, das heißt, dass die Dörfler ihre Produkte in die Stadt bringen und das Geld direkt zum Erzeuger zurückfließt. Eine Einrichtung, die auf Gandhis Wirken zurückgeht.

- jedes Kind wird einmal in der Woche von einem Facharzt für Kinderkrankheiten untersucht und gegebenenfalls kostenlos behandelt

- besondere Betonung liegt auf Sport (Bewegungsspiele), Malen, Tanzen, Singen, Musik und dem Erlernen von Fremdsprachen (in erster Linie Englisch)

- strikt vermieden wird der an indischen Schulen übliche Drill aller Art, so dass sich die individuelle Persönlichkeit eines jeden einzelnen Kindes in besonderem Maße entwickeln kann.

- eine unserer Lehrerinnen mit guter Ausbildung ist eine behinderte Witwe von 31 Jahren, die in der Gesellschaft keine Chance hatte

Die Schule wird sukzessive, je nach Spendenaufkommen, ausgerüstet mit:

- Lehr- und Verwaltungspersonal

- Unterrichtsmaterialien für alle Klassen

- Küchenausstattung

- Sportgeräte

- Stühle, Bänke, Tafeln etc.

Ein Gebäude steht für den Unterricht zur Verfügung. Für den Bau des Gebäudes wurden und werden vorwiegend traditionelle Naturmaterialien verwendet (dadurch können wir beispielsweise eine örtliche Ziegelei unterstützen). Ebenso haben wir den Bau-Auftrag nicht an ein teures Architekturbüro in der Stadt vergeben, sondern an einen traditionellen Baumeister in einem kleinen Ort. Die Bauarbeiten wird ein Familienbetrieb in der Nähe übernehmen.

Die Projektkoordinatorin für Tamil Nadu – und Verfasserin dieses Textes - ist Frau Dr. Hilde K. Link / München, die nach dem Tsunami mit Prof. Dr. Matthias Samuel Laubscher eine Hilfsinitiative ins Leben rief.

European Partnership – Hilfe für Schule in Not unterstützt diese bemerkenswerte Schulinitiative durch Spendengelder sowie die direkte Zustellung von pädagogischen Materialien.

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